Dulsberg ist auf den Karten des Hamburger Sozialmonitors leicht zu finden: rot und gelb liegt sie da, umgeben von einem Meer aus Blau, wie eine Insel. Das Hamburger Sozialmonitoring ist eine jährliche Datenauswertung der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen.

Der rote Kreis zeigt wo Dulsberg liegt: als bunte Insel in einem blauen Meer

Rot und Gelb stehen für negative Entwicklung und Probleme. Und davon hat das kleine Viertel einige.

In Dulsberg reihen sich die Hochhäuser aneinander, bis sie am Eulenkamp einer Kleingartensiedlung weichen. Aus den achtstöckigen Gebäuden, deren einzige Farbtupfer die Balkonmarkisen sind, werden kleine Lauben in fein säuberlich gepflegten Gärten mit HSV-Fahnen und ein paar Gartenzwergen.

Die Hochhäuser gehören zu Dulsberg, die Kleingärten zu Wandsbek. Das kleine Viertel gehört zu den am dichtesten besiedelten.

Die Bevölkerungsdichte ist ein Grund für das schlechte Abschneiden von Dulsberg im Vergleich mit seinen Nachbarvierteln. „Menschen leben hier auf engen Raum. Das war schon immer ein Zeichen dafür, dass hier nicht die reichsten Leute wohnen,“ sagt Susanne Otto vom Fachamt Sozialraummanagement Hamburg-Nord. Das zeigt sich im Durchschnittseinkommen.

 

Auch die Zahl der Familien mit Sozialhilfe ist in Dulsberg doppelt so hoch wie in den Nachbarvierteln.

Die wenigsten Dulsberger Kinder besuchen ein Gymnasium. Das kann unter anderem an ihrer besonderen Stadtteilschule liegen: Die Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg ist eine Sport-Eliteschule, die vom Deutschen Olympischen Sportbund besonders gefördert wird.

Dulsberg wurde 1920 wurde von Fritz Schuhmacher, einem Haburger Architekten, geplant. Viele Häuser hier sind im typischen roten Backstein gebaut, ein Teil steht unter Denkmalschutz. Denkmalschutz kann ein Viertel aufwerten, erschwert aber auch Investitionen. In Dulsberg gibt es außerdem kaum Platz für Neubauten. Die Immobilienpreise sind hier vergleichsweise niedrig.

Viele Wohnungen in Dulsberg gehören der SAGA oder Genossenschaften und sind preisgebunden. „Wer hier billig wohnt, der zieht auch nicht so schnell weg,“ sagt Susanne Otto vom Bezirksamt Hamburg-Nord. Nur wer den sozialen Aufstieg schaffe, suche sich außerhalb von Dulsberg eine neue Wohnung.

In den 1960er- und 1970er-Jahren hat der günstige Wohnraum viele Gastarbeiter angezogen. Das spiegelt sich heute deutlich in der Dulsberger Bevölkerung wider.

 

Für Susanne Otto ist Dulsberg von der sozialen Infrastruktur her trotzdem gut aufgestellt. Es gibt eine Stadtteilküche, die kostenlose Mahlzeiten verteilt, soziales Wohnen und die Jugendberufsagentur, die Jugendliche auf das Berufsleben vorbereitet.

Und auch die Förderung durch das städtische Sozialmonitoring hat geholfen. Schaut man sich die Karte nochmal genauer an, sieht man einen kleinen blauen Fleck auf der Dulsberger Insel.

 

Gelernte Lektion: Wenn am Ende einer Recherche die Daten genau das zeigen, was die Autorin vermutet hat, gilt es, noch einmal tief durchzuatmen und kritisch zu bleiben. Denn Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Das gilt auch und vor allem im Datenjournalismus.