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Handball und Handicap

Ob Gehbehinderung, Down-Syndrom oder Entwicklungsstörung: Die „Senner Glückskids“ und Trainerin Finja Wullenkord (20) machen Handball für jeden erlebbar.

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Betreuung mit Ost-West-Gefälle

Die deutsche Teilung ist noch da: Im Osten haben Erzieherinnen* im Durchschnitt deutlich mehr Kinder zu betreuen als im Westen. Kümmert sich eine Erzieherin in Stuttgart um vier Kinder, muss ihre Kollegin in Greifswald zehn Kinder in Schach halten.

10:1 statt 4:1

Klicken Sie auf Ihren Landkreis, um zu erfahren, wie die Betreuungsquote bei Ihnen vor Ort ausfällt.

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Quelle: Statistisches Bundesamt. https://docs.google.com/spreadsheets/d/1xgIf3nwGrvs-q50pFLccXdeLfBIR85GPDXfzgqsJjys/edit?usp=sharing

Dass ostdeutsche Erzieherinnen so viel mehr zu tun haben, liegt nicht daran, dass hier mehr Kinder geboren werden. Sondern daran, dass hier mehr Kinder außerhalb der Familie betreut werden. Bundesweit hat jedes Kind ab seinem ersten Geburtstag bis zur Einschulung Anspruch auf einen Platz in einer Kindertageseinrichtung oder Tagespflege. Eltern, die trotzdem keinen Platz für ihren Nachwuchs finden, können vor Gericht klagen.

Verbessert hat sich die Situation überall – bloß in Sachsen nicht. Obwohl Erzieherinnen heute im Durchschnitt auf ein Kind weniger acht geben müssen, haben die Pädagoginnen in Sachsen weiter Stress und betreuen im Schnitt zehn Kinder.

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Dabei wird die Zahl an Kindern, um die sich eine Betreuerin höchstens kümmern darf, für jedes Bundesland festgelegt. Dass sich hier etwas ändern muss, hat auch die sächsische Landesregierung erkannt. Das Bundesland will 700 neue Vollzeitstellen schaffen.  

Wie gut Kinder betreut werden, hängt auch damit zusammen, wie viel die Menschen vor Ort im Geldbeutel haben. In Landkreisen mit höheren Einkommen werden weniger Kinder von einer Person betreut als in Landkreisen mit geringeren Einkommen. Diesen Zusammenhang legt zumindest unsere Berechnung nahe. 

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*In der weiblichen Form sind auch alle männlichen Erzieher mit gemeint.

Hinter der Geschichte: Für den hier zu erkennende Zusammenhang zwischen Geldbeutel und Betreuungsquote könnte sprechen, dass Menschen in Ostdeutschland durchschnittlich weniger verdienen, ihre Kinder aber häufiger außerhalb der Familie betreuen lassen. Das müsste jetzt untersucht werden.

Zuhause im Heim

Es gibt immer mehr Kinder in Deutschland, die in einem Heim aufwachsen. Die Zahl ist von 52.800 im Jahr 2007 auf 81.300 im Jahr 2015 gestiegen. Das geht aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik 2017 hervor.

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Damit die Karte kein falsches Bild liefert, haben wir Heimkinder in Bezug zur Anzahl aller Kinder gesetzt. Im Vergleichszeitraum von 2007 bis 2015 ist die Zahl aller Kinder um gut 20 Prozent gestiegen. In Relation dazu gab es im Jahr 2015 indes immer noch 27 Prozent mehr Heimkinder als noch in 2007. Aber: Auch wenn immer mehr Kinder in Heimen leben, sind es insgesamt nicht einmal ein Prozent aller Kinder in Deutschland.

Ausreißer: Bremen 

Unter den Bundesländern ist Bremen Spitzenreiter. Seit 2007 ist der Anteil der Heimkinder hier um knapp 338 Prozent gewachsen. Erst weit danach folgen Bayern und Hamburg mit jeweils rund 95 Prozent mehr Kindern in betreuten Unterkünften. Berlin ist das einzige Bundesland, in dem der Anteil der Heimkinder innerhalb der vergangenen neun Jahre gesunken ist, nämlich um 1,6 Prozent. Das mag gering klingen, ist aber mit Blick auf den Rest Deutschlands enorm.

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Interessanter Blick auf die Zeitskala

In Bremen hat sich die Zahl der Heimkinder von 2009 auf 2010 fast verdoppelt. Bei den anderen Bundesländern lassen sich besondere Sprünge erst später verzeichnen; nämlich von 2014 auf 2015. Die Daten sagen uns nicht, warum das so ist. Vermutlich gibt es einen Zusammenhang mit den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die in dieser Zeit nach Deutschland gekommen sind. Von 2014 bis 2015 ist laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die Zahl unbegleiteter Minderjähriger deutschlandweit von 4.398 auf 22.255 gestiegen. Für diese Jugendlichen sind die Jugendämter zuständig. Sie nehmen unbegleitete Minderjährige in Obhut und bringen sie häufig in Heimen unter. 

Dauer ist abhängig vom Einzelfall

Eineinhalb Jahre bleibt ein Heimkind im Schnitt in einer Einrichtung betreuten Wohnens. Die Dauer der Unterbringung hängt davon ab, warum die Kinder überhaupt ins Heim gekommen sind. Immer häufiger ist Gewalt der Grund: Im Jahr 2016 haben die deutschen Jugendämter sechs Prozent mehr Verfahren zur Einschätzung der Gefährdung des Kindeswohls eingeleitet als im Vorjahr. Fast 139.000 Kinder wurden darauf untersucht. In mehr als 92.000 Fällen kam heraus, dass entweder eine erhebliche Schädigung des körperlichen, geistigen oder seelischen Wohls vorlag oder drohte oder sonstiger Hilfebedarf bestand. Die Jugendämter haben daraufhin mehr als ein Drittel dieser Kinder und Jugendlichen in Heime oder andere Einrichtungen geschickt.

Rückführung in die Familie hat Priorität

Kinder dürfen nur in absoluten Ausnahmefällen von ihrer Familie getrennt werden. Das bestimmt die Verfassung in Artikel 6: Entweder haben die Erziehungsberechtigten versagt, die Kinder drohen zu verwahrlosen oder ein anderes Gesetz schreibt eine Trennung von Eltern und Kindern vor.

Das Grundgesetz spricht den Eltern aber zunächst einmal ein Grundrecht auf Pflege und Erziehung ihrer Kinder zu. Deswegen ist das erste Ziel einer jeden Heimunterbringung auch die Rückführung des Kindes in seine Ursprungsfamilie. Die Unterbringung in Heimen und anderen Einrichtungen ist immer nur befristet; das Familiengericht darf also nicht anordnen, dass ein Kind dauerhaft von den Eltern getrennt bleibt.

Bundesverfassungsgericht: Kindeswohl ist Maß der Dinge

Das kann zu Problemen führen, wenn das Kind sich zum Beispiel an die Heimumgebung gewöhnt hat, emotionale Bindungen zum neuen Zuhause aufgebaut hat und dann wieder zurück zu den Eltern muss. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu einem regelrechten Hin und Her zwischen Heim und Elternhaus kommen. Das widerspricht aber dem kindlichen Bedürfnis nach Stabilität und Kontinuität und somit dem Kindeswohl.

Ist das in Gefahr, muss der Staat eingreifen – ungeachtet des Erziehungsrechts der Eltern. Um diesem Spannungsfeld gerecht zu werden, muss das Familiengericht jede Entscheidung nach den Interessen des Kindes abwägen. Das ist aber nicht selbstverständlich – erst als sich das Bundesverfassungsgericht im Jahr 2017 wiederholt mit dem Thema beschäftigt hat, gilt: Das Kindeswohl steht über dem Ziel der Rückführung in die Ursprungsfamilie.

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Schnuller statt Popcorn

 

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Die Babyboomer

Die Malerfolie für das hellbraune Sofa hat Tatiana Wesson schon besorgt. Auch das Kühlpad liegt im Gefrierschrank bereit – für die Schmerzen danach. Jeden Tag könnte es losgehen, es gilt Rufbereitschaft für Vater Emu und Isabelle Nini, die Hebamme. In spätestens drei Wochen wird Tatiana Wesson entbinden, zu Hause, in der elften Etage eines Wohnblocks in Hamburg-Bahrenfeld. Vor dem Fenster steht ein Wäscheständer mit blauer Kinderkleidung. Nelson und Bjarke, beide gerade im Kindergarten, dürfen nach der Geburt die Nabelschnur ihrer Schwester durchschneiden. Isabelle Nini übergibt schon mal die Nabelschnur-Schere, noch steril verpackt: „Die könnt ihr euch später an die Wand hängen, wenn ihr wollt.“ Tatiana Wesson, 32, Sommersprossen, die dicken dunklen Locken zu einem Knäuel zusammengebunden, lacht und streicht sich über den spitzen Babybauch. „Eine Hebamme ist wie eine Freundin auf Zeit. Du kannst ihr alles sagen und sie ist immer da.“

Hörrohr für die Hebamme: In keiner anderen Großstadt in Deutschland schlagen jährlich so viele neue Herzen wie in Hamburg

Dass Tatiana Wesson eine Hebamme gefunden hat, ist keine Selbstverständlichkeit. In Hamburg gibt es viel zu wenige Geburtshelferinnen. „Die Situation ist eine Katastrophe“, berichtet Sonja Brockamp, Hebamme im Stadtteil Harburg. Vor zehn Jahren hätten sich Frauen ab der 18. Schwangerschaftswoche gemeldet, heute wäre das viel zu spät. „Viele melden sich direkt nach dem positiven Schwangerschaftstest bei mir, also ab der sechsten oder siebten Schwangerschaftswoche“, sagt Brockamp. Manche meldeten sich auch schon, wenn sie noch gar nicht schwanger seien, sondern das Kind erst planten.

Die Gründe für den Hebammen-Engpass sind vielfältig: Bis zu 7.500 Euro kostet eine Haftpflichtversicherung für Geburtshilfe im Jahr. Zu viel für viele Hebammen. Außerdem sei der Verdienst so gering, dass einige nur in Teilzeit Kinder entbinden und Mütter versorgen, um in der übrigen Zeit anderswo mehr Geld zu verdienen. Hebammen müssen ihre Arbeit zudem sorgfältig dokumentieren. „Das bedeutet für mich jede Woche noch vier bis acht Stunden unbezahlte Arbeit am Schreibtisch“, sagt Nini, die jedes Jahr mehr als 40 Hausgeburten betreut.

Seit 2001 steigt die Zahl der Neugeborenen in Hamburg stetig an. 19.768 Babys kamen hier 2015 auf die Welt, 4000 mehr als noch 2001. Damit liegt die Geburtenrate in Hamburg deutlich über dem Durchschnitt in Deutschland. Beim Vergleich der einzelnen Stadtteilen liegen Harburg, Altona-Nord, Bahrenfeld und Wilhelmsburg vorn. Warum gerade hier so viele Kinder geborenen werden? Christian Böse vom Statistikamt Nord erklärt sich das mit dem Anteil junger Frauen an der Bevölkerung in diesen Stadtteilen.

Isabelle Nini legt ein tragbares Ultraschallgerät auf Tatiana Wessons Bauch, um die Herztöne des Kindes abzuhören. Kurze Stille im Raum, dann schallt das schnelle Pochen durch das Wohnzimmer. „Ich freue mich so, dass ich nicht ins Auto steigen und in ein Krankenhaus fahren muss, sobald die Wehen einsetzen“, sagt Tatiana Wesson mit einem Lächeln. Hebamme Isabelle Nini wird, wenn die Wehen beginnen, ihr Rufbereitschafts-Handy klingeln hören und nach Bahrenfeld fahren, egal ob Tag oder Nacht. Und dann wird Hamburg wieder um eine Einwohnerin reicher sein.