Die Immobilienbranche in Hamburg hat viel Grund zum Feiern: Die Leerstandsquote beträgt nur 0,7 Prozent, und immer mehr Menschen zieht es an die Elbe. Ausreichend Wohnungen gebe es trotzdem, auch im bezahlbaren Bereich. Das behauptet zumindest eine Studie vom Center of Real Estate Studies im März 2017.

Im Auftrag der Wohnungswirtschaft hatte das Institut 238.000 Mietverträge aus Hamburg analysiert. Das Ergebnis: Wer hier auf Wohnungssuche ist, muss durchschnittlich mit 8,15 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter rechnen. Damit liege Hamburg bundesweit im Mittelfeld.

Seit fünf Jahren steigen die Mieten kontinuierlich an – auch in normalen Lagen

Blickt man in die Mietspiegel von 2009 bis 2015, zeigt sich aber, dass die Kosten fürs Wohnen durchschnittlich um 20 Prozent gestiegen sind. Die meisten Wohnungen kosten jetzt pro Quadratmeter zwei Euro mehr Kaltmiete.

Der Druck auf dem Wohnungsmarkt ist dabei so groß, dass die Preise für eine Wohnung in der so genannten „normalen Lage“ häufig genauso hoch sind wie für eine Wohnung in „guter Lage“. In einer normalen Lage zu wohnen  bedeutet meist Nachteile bei der Wohnlage. Hier gibt es zum Beispiel weniger Grünflächen, eine dichtere Bebauung, schlechtere Verkehrsanbindung und mehr Lärm. Wer in einer guten Lage wohnt, teilt sich das Haus mit weniger Mietparteien, findet Grünflächen in der Umgebung vor und muss weniger Straßenlärm ertragen.

Besonders Altbauten sind beliebt – und teuer

Besonders verteuert hat sich das Wohnen im kleinen Altbau: Wer 2016 in eine Altbauwohnung eingezogen ist, musste etwa 45 Prozent mehr Miete zahlen als noch 2009, egal in welcher Wohnlage. Eine 25-Quadratmeter-Wohnung, Baujahr 1918, in normaler Lage, kostete im vergangenen Jahr 276 Euro Kaltmiete monatlich, eine in guter Lage 292 Euro.

Zweizimmerwohnungen kosten inzwischen in normaler Lage sogar mehr als in guter Lage. Zwar dürfen angesichts der Mietpreisbremse neue Mietverträge nicht mehr als zehn Prozent teurer sein als die Vergleichsmiete. Für eine Neubauwohnung oder eine modernisierte Wohnung kann der Vermieter dagegen verlangen, was der Markt hergibt. Weil viele Mieter um den Wert ihrer Wohnung wissen, ziehen sie nicht mehr um.  Siegmund Chychla vom Mieterverein zu Hamburg: „Eine Wohnung in guter Lage ist wie ein Goldstück. Das gibt man natürlich nicht aus der Hand.“

 

Hinter der Geschichte: 

Grafik: @Bschwentker

Die Bevölkerungszahlen zu recherchieren, war ziemlich vertrackt: Hat Hamburg seit 2009 nur 4,9 Prozent oder 9,8 Prozent Einwohner hinzugewonnen? Beim Zensus 2011 wurden Hamburg 80.000 Einwohner abgezogen. Das muss wissen, wer das Bevölkerungswachstum von 2010 bis 2015 korrekt berechnen will. Denn nur so kommt am Ende ein doppelt so großer Einwohnerzuwachs heraus, nämlich 9,8 Prozent. In der Stadt leben also 160.000 mehr Hamburger als noch vor sieben Jahren. An dieser Stelle ein Dankeschön an Zensusexperte Björn Schwentker, der uns auf unseren Rechenfehler aufmerksam gemacht hat – mit einer Grafik.