In Nürnberg leben immer weniger Geflüchtete, diese sind aber immer häufiger arbeitslos. Das geht aus der Arbeitslosenstatistik der Stadt hervor. Besonders im Vergleich mit der sonst sinkenden Arbeitslosenquote, erscheint das überraschend.

Was sind die Gründe dafür, dass mehr Geflüchtete in Nürnberg arbeitslos gemeldet sind, obwohl weniger in der Stadt leben? Ein Grund liegt in der Berechnung der Arbeitslosenstatistik selbst. Geflüchtete ohne Arbeitserlaubnis, die sich zum Beispiel noch am Anfang ihres Asylverfahrens befinden, werden von der Statistik gar nicht erfasst. Sie tauchen erst darin auf, wenn ihnen im Zuge des Asylverfahrens das Recht zu arbeiten eingeräumt wird.

Außerdem werden Geflüchtete, die gerade Sprach- oder Integrationskurse durchlaufen, nicht als arbeitslos, sondern als arbeitssuchend eingestuft. „Erst wenn sie diese Maßnahmen abgeschlossen haben, werden sie als arbeitslos deklariert“, sagt Mathias Ringler, Sprecher der Arbeitsagentur in Nürnberg.

Das Hauptproblem: die Qualifikation

Wer als Geflüchteter in Nürnberg zu den Arbeitslosen zählt, ist nur schwer in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Acht von zehn arbeitslosen Geflüchteten haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Unter allen Nürnberger Arbeitslosen ist es nur jeder Fünfte. Der Akademiker-Anteil unter den Arbeitslosen ist dagegen nahezu gleich.

Ein Großteil der arbeitslosen Geflüchteten in Nürnberg ist geringqualifiziert, weniger als ein Drittel hat eine abgeschlossene Ausbildung.Von allen Nürnberger Arbeitslosen hat mehr als ein Drittel einen beruflichen Abschluss. Knapp über die Hälfte haben keine abgeschlossene Berufsausbildung.

Für die Arbeitsagentur liegt die größte Herausforderung bei der Integration arbeitsloser Geflüchteter in den Arbeitsmarkt in ihrer Qualifizierung. „Das ist in erster Linie das Thema Spracherwerb. Oftmals sprechen sie kein Deutsch.“ Zudem entsprächen Berufsabschlüsse in den Herkunftsländern nicht immer den hierzulande anerkannten Abschlüssen, sagt Ringler.

Die Arbeitslosenzahlen unter Geflüchteten in Nürnberg folgen einem deutschlandweiten Trend

Ringler hält diese Schwankungen für „saisonale Effekte“, die sich bei allen Arbeitslosenzahlen und nicht nur bei denen der Geflüchteten bemerkbar machten. „Das ist berufsbezogen.“ Demnach würden in manchen Branchen, etwa im Landschaftsbau, Arbeitnehmer in bestimmten Monaten eingestellt und danach wieder entlassen werden.

 

Hinter der Geschichte:

Die Frage, wie Geflüchtete beruflich integriert werden, kam auf, als wir über Entwicklungen des Arbeitsmarktes in der Zukunft nachdachten. So naheliegend das Thema, so schwer war es, die richtigen Daten zu finden. Wir konnten beispielsweise nicht herausfinden, wie viele erwerbsfähige Geflüchtete zurzeit überhaupt in Nürnberg leben. Außerdem wird der Begriff „Flüchtling“ in den Statistiken unterschiedlich definiert. Eine Arbeitslosenquote für Geflüchtete ließ sich deshalb nicht ausrechnen, wir konnten nur die Anzahl aller Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter der Anzahl der Arbeitslosen gegenüberstellen.