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Beschäftigte Frauen

In Deutschland gibt es immer mehr berufstätige Frauen. Das trifft auch auf Nürnberg zu: Die Frauenbeschäftigung steigt kontinuierlich an. Von 100 Frauen haben 59 im Jahr 2016 gearbeitet. Zehn Jahre zuvor war die Quote noch um mehr als zehn Prozentpunkte niedriger. Das geht aus Daten des Portals Wegweiser Kommune der Bertelsmann Stiftung hervor.

Während in Bayern im Jahr 2006 83 arbeitende Frauen auf 100 Männer kamen, waren es 2016 schon 89 Frauen. Dieser Trend ist auch in den Kommunen rund um Nürnberg und in vergleichbar großen Städten gleich, nicht aber in der Stadt Nürnberg selbst: 2010 lag das Verhältnis der Beschäftigungsquote von Männern und Frauen bei 91, im Jahr 2016 bei 88,5 Prozent. Um dies zu berechnen, wird die Frauenbeschäftigungsquote durch die Männerbeschäftigungsquote geteilt.

Berufstätige Frauen: Diagramm mit Trendlinien: Pro 100 Männer arbeiten immer weniger Frauen in Nürnberg

Dieser Trend ist nicht extrem, steht allerdings im klaren Kontrast zu den meisten anderen Kommunen. Während das Verhältnis von berufstätigen Frauen und Männern in Nürnberg sinkt, steigt es im Umland: In Erlangen, Fürth, Schwabach sowie in den Landkreisen Roth, Erlangen-Höchstadt, Nürnberger Land und Fürth steigt die verhältnismäßige Berufstätigkeit von Frauen an.

Balkendiagramm: Nürnberg steht bei der Frauenbeschäftigungsquote hinter dem Umland auf dem vorletzten Platz.

Die Agentur für Arbeit in Nürnberg hat keine eindeutige Antwort auf die Frage, wieso im Verhältnis zu den Männern zunehmend weniger Frauen in der Stadt berufstätig sind. „Hierfür wäre eine tiefer gehende Analyse mehrerer Aspekte nötig“, sagt Mathias Ringler, Sprecher der Arbeitsagentur. Die verhältnismäßige Beschäftigungsquote schwanke laut Ringler immer etwas. Zwei mögliche Erklärungen hat er aber doch parat: Veränderungen der Bevölkerungsstruktur oder Verschiebungen durch einen Wohnortwechsel könnten eine Rolle spielen.

Forscher sehen keinen anhaltenden Trend

Anja Rossen, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), sieht die Zahlen ebenfalls nicht als bedenklich an. „Die Männerbeschäftigungsquote hat vergleichsweise etwas schneller zugenommen“, sagt Rossen. In Nürnberg näherten sich die Quoten für Mann und Frau möglicherweise nicht so schnell an.

Ein Blick auf weitere Zahlen: Eine berufstätige Frau verdient in Nürnberg knapp 81 Prozent von dem, was ein Mann hier durchschnittlich verdient. In vergleichbaren Großstädten wie Essen, Dortmund und Dresden ist der Unterschied nicht so groß. Im Umland von Nürnberg lässt sich ein Muster feststellen: In Erlangen verdienen Frauen rund 32 Prozent weniger als Männer. Dort ist auch die Frauenbeschäftigungsquote niedriger als in Nürnberg. Die Frauen im Landkreis Fürth arbeiten dagegen häufiger als in Nürnberg. Zudem weist der Landkreis einen kleineren Verdienstunterschied als Nürnberg auf. Ein durchschnittlich ähnliches Gehalt geht in diesen beiden Fällen mit mehr Berufstätigkeit bei Frauen einher.

Balkendiagramm. Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern. Nürbberg schneidet mittelmäßig ab.

Wie groß der sogenannte Gender Pay Gap ist, hängt auch von der Branche ab: Vermeintliche „Frauenberufe“ werden schlechter bezahlt, während technische Tätigkeiten mehr Lohn mit sich bringen. In Nürnberg sind die Elektrotechnik und der Maschinenbau laut der IHK Mittelfranken die wichtigsten Branchen, außerdem IT und Logistik. Claudia Specht ist Vorsitzende des Nürnberger Vereins Erfolgsfaktor Frau. Ihrer Meinung nach hätten es Frauen in technischen Berufen immer noch schwerer. „In zahlreichen Unternehmen herrschen immer noch stereotype Vorstellungen“, sagt sie.

Nürnberg zieht junge Familien an

Einer der wichtigsten Gründe für Frauen, nicht berufstätig zu sein, ist die Familiengründung. In Nürnberg leben besonders viele Menschen zwischen 24 und 37 Jahren. Sie gehören zu den sogenannten Elternjahrgängen. Und es stimmt: Die potentiellen Eltern bekommen auch tatsächlich Kinder. In Nürnberg werden überdurchschnittlich viele Babys geboren.

Liniendiagramm: In Nürnberg wohnen überdurchschnittlich viele potentielle Eltern.

Liniendiagramm: In Nürnberg werden überdurchschnittlich viele Kinder geboren.

Berufstätige Frauen nutzen vor allem Kindertageseinrichtungen, um die Betreuung des Nachwuchses sicher zu stellen. In Nürnberg gehen allerdings weniger Kinder in die Kita als andernorts. Im Jahr 2016 waren 91,2 Prozent der Kinder zwischen drei und fünf Jahren in Tageseinrichtungen. Im Umland und anderen Großstädten sind es meist mehr. „Wenn es nicht ausreichend Betreuungsmöglichkeiten für Kinder gibt, sind es vor allem Frauen, die dadurch Probleme bei der Jobsuche haben“, sagt Specht vom Verein Erfolgsfaktor Frau.

Frauenbeschäftigung als Ziel für die Unternehmen?

Die Agentur für Arbeit Nürnberg, die Metropolregion Nürnberg, die IHK und die Handwerkskammer koordinieren gemeinsam die Initiative Familienbewusste Personalpolitik. Diese Initiative will den ansässigen Betrieben zu mehr Familienfreundlichkeit verhelfen. Auf der Website sind Arbeitsgruppen aufgelistet: Es gibt AGs zur Ferienbetreuung, Notfallbetreuung oder zu Beschäftigten mit Schulkindern. Zudem sind Dienstleistungspartner für Unternehmen zu finden. Die meisten Dienstleister bieten Kinderbetreuung an. Flexible Arbeitszeiten? Home Office? Diese Lösungen für berufstätige Eltern sind dort nicht aufgelistet.

Immer noch müssen sich berufstätige Eltern eher dem Unternehmen anpassen, nicht umgekehrt. Mehr Betreuungsangebote für Kinder kommen schließlich vor allem dem Unternehmen zu gute. Mehr Zeit füreinander haben Familien dadurch nicht.

 

Hinter der Geschichte:

Auf den ersten Blick gibt es bei der Frauenbeschäftigungsstatistik für Nürnberg keine Auffälligkeiten. Doch dann bin ich auf Zahlen zum Verhältnis der Beschäftigungsquote von Frauen und Männern gestoßen. Für die letzten zehn Jahre, für die die Daten vorliegen, habe ich dann eine Trendlinie berechnet. Dies ist eine Zeitreihenanalyse, mit der man eine Prognose berechnen kann. So kann ich erkennen, wie sich die Zahlen voraussichtlich entwickeln werden. Im Falle von Nürnberg ist diese Trendlinie absteigend. Während der Recherche haben einige Experten diese Berechnungen angezweifelt, obwohl sie teilweise auf Zahlen ihrer eigenen Institution basieren. Hab ich mich verrechnet? Hier die Rechnung:

(SvB Frauen am Wohnort 15-64 Jahre / Frauen 15-64 Jahre) / (SvB Männer am Wohnort 15-64 Jahre / Männer 15-64 Jahre)

Aber bitte mit Sahne

 

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