In Nürnberg gibt es immer weniger Arbeitslose. Das geht aus der Statistik der Bundesagentur für Arbeit hervor. Im Juli 2018 waren in Nürnberg 15.317 Menschen arbeitslos gemeldet. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 5,2 Prozent und 0,6 Prozentpunkten weniger als im Vormonat. Die Entwicklung lässt sich über einen längeren Zeitraum ablesen. So lag die Arbeitslosenquote 2005 noch bei 13,1 Prozent.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von datawrapper.dwcdn.net zu laden.

Inhalt laden

Nürnberg hält Schritt mit einem deutschland- und bayernweiten Trend. Denn sowohl im Bundesgebiet als auch im Freistaat sind immer weniger Menschen arbeitslos. Nürnberg liegt allerdings immer noch deutlich über der bayerischen Arbeitslosenquote von 2,7 Prozent.

Strukturprobleme gut in den Griff bekommen

Das liege an den Spätfolgen eines Strukturwandels, sagt Claus Schnabel, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Der Wegzug von Elektrolux, der Stellenabbau bei Siemens und MAN sowie die Insolvenz von Quelle hätten dem Arbeitsmarkt in der Stadt sehr zugesetzt. So stieg die Zahl der Arbeitslosen von 2000 bis 2006 stark an und lag deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Im Vergleich mit anderen Großstädten mache sich Nürnberg aber gut, sagt Schnabel. „Das Ruhrgebiet beispielsweise bekommt seine Strukturprobleme viel schlechter in den Griff.“ So liegt die Arbeitslosigkeit in Städten wie Gelsenkirchen oder Duisburg heute bei über 11 Prozent.

Grund zur Hoffnung

Nürnbergs Vorteil: der Umbau der heimischen Wirtschaft hin zu moderner Technik, Dienstleistungen und Wissenschaft. Hier sind Technologieparks und Gründerzentren entstanden. „Die verschiedenen Akteure auf dem Arbeitsmarkt gehen hier Hand in Hand, kommunizieren gut miteinander“, sagt auch Mathias Ringler, Sprecher der Agentur für Arbeit in Nürnberg. Der Strukturwandel habe in Nürnberg dadurch gut funktioniert. Verglichen mit allen deutschen Großstädten, hat Nürnberg die drittniedrigste Arbeitslosigkeit – hinter München und Stuttgart. Damit liegt die Stadt im Bundesdurchschnitt, schneidet im Vergleich mit Bayern aber schlechter ab. Das liege unter anderem daran, dass Großstädte wie Nürnberg sogenannte „Risikogruppen“ wie Alleinerziehende, Geringqualifizierte und Ausländer anziehen.

Für Nürnbergs Arbeitslose gibt es aber Grund zur Hoffnung. Zum Beispiel wegen des mauen Bewerbermarktes. Im Ausbildungsjahr 2017/2018 kamen auf 4.938 Ausbildungsstellen nur 3.275 Bewerber. Dadurch würden nun auch Menschen eine Chance auf eine Ausbildung bekommen, die sonst keine Lehrstelle fänden, sagt Ringler.

Doch die Stadt hat weiterhin Probleme mit sozial Schwachen und Langzeitarbeitslosen. Zwar ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen gesunken, doch lag sie 2017 noch immer bei 4.766. Ökonom Schnabel sagt: „Der Lackmus-Test kommt, wenn die nächste Rezession ansteht. Erst dann wird sich zeigen, ob die guten Zahlen nachhaltig sind.“

 

Hinter der Geschichte:

Lokale Pressemeldungen feierten gute Bilanzen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Dadurch ergab sich bei der Recherche der Eindruck, dass die Arbeitslosenzahlen in Nürnberg rasanter fallen als im Rest der Republik. Diese Vermutung wurde anhand der Daten widerlegt.