Europa zu Hause

17. März 2019

Wer in diesen Tagen über Europa spricht, sagt meist auch „Brexit“. Elf JONAlisten wollten das nicht hinnehmen: Sie haben sich auf die Suche nach Europa bei uns zu Hause gemacht. Im Hafven Hannover haben sie ihre Laptops zwischen CNC-Fräse, Lasercutter und Drechselbank aufgeklappt und Daten zu Europa in Niedersachsen ausgewertet. Mit Excel, Tabula und Datawrapper haben sie Tabellen in Bilder übersetzt, die uns etwas über den Zusammenhang von Fonds und Vorgaben der EU und dem Leben zu Hause klar machen. Außerdem haben sie Menschen getroffen, die etwas von Europa erwarten. Aus diesen Begegnungen sind Portraits entstanden, gedreht, geschnitten und produziert allein mit Smartphones. Den Makerspace im Hafven haben die JONAlisten dann noch in ein journalistisches Labor verwandelt, um Prototypen für Journalismus auf Gegenständen zu entwerfen. Ihre smarten Figuren erzählen Kindern jetzt etwas über Europa. Und uns von der Zukunft des Journalismus – jenseits von Papier und Bildschirmen.

Millionenschweres Versäumnis

Natura 2000. Was klingt wie Blumendünger, ist ein hochkomplexes EU-Projekt: In Europa entsteht seit 1992 das weltweit größte, multinational koordinierte Umwelt- und Artenschutzgebiet. Nur Niedersachsen hat alle Fristen zur Umsetzung verpasst. Das könnte teuer werden.

Die Brexit-Bremse

Der Brexit beeinträchtigt den europäischen Handel nicht erst, wenn die Briten tatsächlich aus der Union raus sind. Schon heute lässt er den deutschen Export nach Großbritannien schrumpfen. Das bekommen vor allem die Autobauer zu spüren.

An der Grenze

Der Brexit trifft Logistiker Stefan Gulbins hart: Ein Drittel der Waren, die sein Unternehmen ins Ausland transportiert, geht nach Großbritannien und Irland. Wird in den Verhandlungen keine Lösung gefunden, muss er mit Zöllen und langen Wartezeiten für seine LKW an den neuen EU-Außengrenzen rechnen. 

Im Grund und Boden

Im Grundwasser sollen nicht mehr als 50 Milligramm Nitrat pro Liter sein. Das schreibt die EU vor. Doch an fast jeder fünften Messstelle in Deutschland wird dieser Grenzwert überschritten.

Der Bauernhof als Klassenzimmer

Was haben die Ziegen und Schweine vom Adolphshof mit Europa zu tun? Der Bauernhof in der Nähe von Hannover wird von der Europäischen Union gefördert. Mit den Mitteln werden Hofbesuche von Schulklassen bezahlt.

Verpasstes Kreuz

Die Europawahlen locken immer weniger Menschen ins Wahllokal: 2014 hat nicht einmal jeder zweite EU-Bürger von seinem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Vor allem die Jugend hielt sich raus.

Lieber lose

Die EU will ab 2021 Einwegplastik verbieten. Michael Albert ist schon längst einen Schritt weiter: Seit drei Jahren stellt der Tischler die einzigen plastikfreien Behälter für Lebensmittel und Flüssigkeiten her. Sie kommen vor allem in Unverpacktläden zum Einsatz. Auch in seinem eigenen.

Abfallmus

Mehr als ein Drittel der in Deutschland produzierten Lebensmittel landet im Müll. Das geht aus einer Studie des WWF von 2015 hervor. Schuld an der Verschwendung sind auch die Vorschriften der EU, die den Verkauf von Obst und Gemüse streng regulieren. Mit der Kampagne "Marmelade für alle" will die Evangelische Jugend in Deutschland Lebensmittel vor der Mülltonne bewahren. Koordinator Karsten Schulz zeigt wie.

Landwirte ackern sich ab

Kleine Bauernhöfe stellen immer häufiger ihren Betrieb ein. Große Agrarbetriebe wachsen. Die EU-Subventionen können diesen Wandel nicht aufhalten.

Besser bio

Arnd Berner ist Landwirt in achter Generation. Auf seinem Hof ist alles bio: Er nutzt natürliche Düngemittel und Maschinen, die Boden und Umwelt schonen. Er fordert, dass die EU nachhaltige Landwirtschaft noch stärker fördert.

Frauen verdienen es besser

Männer und Frauen verdienen gleich viel. Gleich viel? Schön wär's: Dieses Ziel stand schon 1957 in den EU-Verträgen und ist bis heute in keinem EU-Mitgliedsland erreicht.

Zurück zum Job

Das Projekt Back2Job will Frauen aus technischen Berufen beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt helfen. So wie Sarah Abedian. Die Elektroingenieurin aus dem Iran macht im Rahmen des Projekts gerade ein Praktikum bei der Softwarefirma Aucotec in Hannover.

Hilfe für die Helferin

Sie gelten als schwer vermittelbar auf dem Arbeitsmarkt: die jungen Frauen, die vom Jobcenter in die Jugendwerkstatt Nadelöhr der AWO in Hannover geschickt werden. Eine von ihnen ist Amel, 18 Jahre alt. Die junge Frau möchte medizinische Fachangestellte werden. Sie hofft, dass ihr das mit Unterstützung des Nadelöhr gelingt.

EFREs Millionen

Niedersachsen bekommt bis 2020 rund 691 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Das Geld geht vor allem an regionale Unternehmen. Noch ist nicht alles ausgegeben.

Nicht so zielstrebig

Bis 2020 soll Deutschland knapp ein Fünftel seines Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energien decken. So lautet eine Vorgabe der EU. Die ist nicht für alle EU-Länder gleich.

Das Europa-Studium

Seit der Bologna-Reform gehen junge Europäer häufiger zum Studium im Ausland. Die Umstellung auf das Bachelor-Master-Modell macht auch deutsche Studierende mobiler. Deutschland ist als Studienstandort aber nicht beliebter geworden.

Die Nachbarn bilden sich weiter

Der soziale Fortschritt ist in Niedersachsen schwächer als bei den niederländischen Nachbarn. Das geht aus dem European Social Progress Index hervor. Das liegt unter anderem am lebenslangen Lernen.

Noel will weiterkommen

In der Fahrradwerkstatt der Arbeits- und Sozialberatungsgesellschaft Hannover (ASG) reparieren junge Arbeitslose Fahrräder, um den Weg zurück ins Berufsleben zu finden. Gefördert wird die Werkstatt mit Geldern der Europäischen Union. Noel ist seit einem halben Jahr dort, aber eigentlich hat er einen ganz anderen Traum: Bahnfahrer bei der Üstra werden.

Brite im Brexit

Dean Yon ist Weinhändler und arbeitet seit fast zwanzig Jahren in Deutschland. Der Brite hat jetzt einen Brief von der Region Hannover bekommen: Wegen des voraussichtlichen Brexit am 29. März 2019 brauche er bald eine Aufenthaltsgenehmigung. Das hält er davon.

Einwandern, Heim wandern

Raus aus der EU - das hat Großbritannien 2016 per Volksabstimmung entschieden. Einer der Gründe für den Brexit war die Angst der britischen Bevölkerung vor Einwanderung, vor allem aus osteuropäischen Staaten. Dabei sind viel mehr Osteuropäer nach Deutschland gekommen als nach Großbritannien.